Anfang des Jahres verwüstete der Wirbelsturm "Idai" große Gebiete in Mozambique. Es war die zweite große Flutkatastrophe seit der Jahrtausendwende. Viele konnten sich nur noch auf Bäume, Hütten und Hügel retten und auf Hilfe warten. In den deutschen Medien ist die Lage in Teilen des benachbarten Zimbabwes und Sambias kaum präsent. Dort gab es im letzten Jahr Dürren und auch in diesem Jahr ist oftmals die Ernte auf den Feldern vertrocknet.
Die Menschen im Süden Afrikas kennen wechselnde Bedingungen. In den Trockensavannen gibt es schon immer stark schwankende Niederschläge. Allerdings kennen selbst die Alten die verstärkt auftretenden Extreme nicht, die verheerende Fluten und Dürren hervorrufen.
Die Landwirtschaft im Süden Afrikas hat viele Gesichter. Die Spannbreite geht von einer riesigen Zahl an Kleinbauern, die oft nur kleine Parzellen von 1-3 ha bewirtschaften bis hin zu einigen Betrieben, die auf höchstem technischem Stand, große und fruchtbare Landflächen bewirtschaften. Während die schwankenden Regenmengen für die kommerziellen Betriebe ein schwer kalkulierbares ökonomisches Risiko bergen, bedeuten für die Kleinbauern eine oder gar zwei ausgefallene Ernten Hunger und Lebensgefahr. In meinem Forschungsschwerpunkt werden Strategien entwickelt, die helfen sollen. Die Landwirte haben viel lokales Wissen. Indem sie beobachten wann bestimmte Bäume anfangen zu blühen, oder bestimmte Tierarten sich paaren, können sie den Beginn der Regenzeit vorhersagen. Dieses Wissen vom Mikroklima ist von unschätzbarem Wert, um den geeigneten Zeitpunkt zur Aussaat festzulegen. Aber wie sollen sie auf das wandelnde Klima reagieren? Nur in Zusammenarbeit und Kombination aus traditionellem und modernem Wissen sind diese Probleme lösbar.
Ich arbeite mit Computermodellen, die Klimaprognosen erstellen. Anhand dieser Wetterdaten kann das Wachstum von Pflanzen simuliert werden. So kann ich analysieren, welches Anbausystem unter den sich verändernden Klimabedingungen geeignet ist: Sollte lieber eine wassersparende Anbaumethode angewandt werden, indem das Pflügen unterlassen wird und der Boden mit Pflanzenresten bedeckt wird, um die Verdunstung zu reduzieren? Oder sollten Sorten angebaut bzw. gezüchtet werden, die dem Trockenstress "aus dem Weg gehen", indem sie früher blühen und reif werden. Oder ist die Kombination aus Beidem am Besten? Warum arbeitet und forscht ein Jesuit und Priester in diesem Bereich? Sollte er sich nicht viel mehr auf die Seelsorge beschränken? Dahinter steht, so glaube ich, eine Trennung von geistlich und weltlich, die wir uns von einem säkularen Denken nicht aufzwingen lassen sollten. Wir können Gott in allen Dingen suchen und finden. In der richtigen Haltung dient unser Einsatz zur Verherrlichung Gottes.
Die Veränderung des Klimas und die Not der Menschen ruft mich zu einem Engagement in diesem Feld. In der Enzyklika Laudato si' heißt es: "Die Erwärmung, die durch den enormen Konsum einiger reicher Länder verursacht wird, hat Auswirkungen in den ärmsten Zonen der Erde, besonders in Afrika, wo der Temperaturanstieg vereint mit der Dürre verheerende Folgen für den Ertrag des Ackerbaus hat." (p.51)
Die Enzyklika verdeutlicht, dass alle Dinge in der Welt in Verbindung stehen. Eine Abschottung oder eine Globalisierung der Gleichgültigkeit sind keine Optionen. Unser Umgang mit der Umwelt und unsere Haltung gegenüber den Armen sind zwei Seiten der gleichen Medaille.
Meine Mission in dieser Situation des Leids und des Unrechts ist an neuen Perspektiven des Lebens und neuen Formen von Geschwisterlichkeit mitzuwirken. Wir sind von Gott gerufen unsere Liebe, Kreativität und Fähigkeiten einzusetzen, um Menschen zusammenzubringen und Brücken zu bauen.
Claus Recktenwald SJ